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Achim_wolf Mitglied
Nummer des Beitrags: 119 Registriert: 04-2002
| Veröffentlicht am Donnerstag, 16. Dezember 2004 - 10:10 Uhr: |
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Salome, gestern Abend habe ich eine Reportage im Radiosender SWR1 gehört. Es ging um die menschliche Wut und wie die Menschen damit umgehen. Es kam dabei auch die Theorie zur Sprache, man müsse seine Wut herauslassen, ihr freien Lauf lassen, um sie z.B. durch lautes Schreien abreagieren. Das erinnert mich an die von verschiedenen Sekten-Gurus (Baghwan alias Osho u.a.) propagierte Methoden, die meiner Meinung nach nur dazu dienen, die Kontrolle über sich selbst an einen Guru abzugeben, und keine effektive Hilfe für die Psyche sind. Mir persönlich kommt es eher so vor, daß man durch solche Verhaltensweisen des "Alles-Herauslassens" die Wut nicht unter Kontrolle bekommen oder neutralisieren kann, sondern sie im Gegenteil sogar noch steigert, wenn man sich aufführt wie ein Berserker. Man verhält sich dann wohl eher wie ein wild gewordenes Tier denn wie ein wirklicher Mensch, und lässt sich von den Emotionen fortreissen und beherrschen. Besser ist es doch, diese innerlich zu kontrollieren, noch besser, wenn man durch eine ausgeglichene Psyche die Wut erst gar nicht aufkommen lässt. Ein Mittel dazu ist die neutrale Meditation, die durch regelmässige Übung einen guten Abstand zu den Dingen im Inneren und Äusseren erzeugt. Wenn ich im Auto fahre und der Motor fängt an zu kochen, dann drücke ich ja auch nicht noch mehr aufs Gaspedal, bis die Maschine explodiert, sondern halte das Vehikel an, und schaue nach, wo die Ursache für den Defekt ist, verschaffe dem Motor vielleicht Kühlung usw. Dennoch können wir sicher nicht immer totale Kontrolle über die Emotionen (von denen die Wut nur eine ist) ausüben. Und sie herunterzuschlucken, ohne sie verarbeitet zu haben, führt bekanntlich zu Verdrängung, versteckten Aggressionen und einem späteren Emotionsausbruch, dessen eigentliche Ursache man vielleicht schon längst "vergessen" hat. Nach meiner Ansicht ist es generell nicht menschenwürdig, sich von der Wut fortreissen zu lassen, weil das immer nur zerstörerische Folgen auf die eigene Psyche und die anderer Menschen oder sonstiger Lebensformen hat. Billy schreibt in der Broschüre "Und es sei FRIEDEN auf Erden ...", dass man die Emotionen im Ruhezustand hochkommen und einer Akutmachung zuführen soll, um sie dann in ihren Einzelheiten zu zerlegen und zu neutralisieren. Hat damit schon jemand von Euch Forumsteilnehmern Erlebnisse oder gar Erfahrungen dahingehend gemacht, wie man konkret damit umgeht und diese Technik der Akutmachung und Neutralisierung von Emotionen anwendet? Achim Wolf
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Herbert Mitglied
Nummer des Beitrags: 96 Registriert: 03-2001
| Veröffentlicht am Donnerstag, 16. Dezember 2004 - 13:54 Uhr: |
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Hallo Achim, hier ist ein ehemaliger Wutbolzen, der über Jahre gelernt hat, so manche Emotion (spontaner, unkontrollierter Ausbruch der blitzartig im Bewußtsein auftritt) in eine gewisse Ordnung zu bringen. Beispiel Auto fahren: Durch meinen Beruf bin ich immer viel unterwegs und hatte jährlich eine Durchschnittsleistung von ca. 45.000 bis 50.000 km. Auf diesen vielen Wegen sind mir viele selbsteranannte sog. "Autofahreridioten" begegnet. Es kam also vor, daß ich im Extremfall ausgestiegen bin, auf den "Ai" zuging, um ihn zurecht zu weisen. Das alles mit rotem Kopf, lauter Stimmer und übertriebener Gestik. Die gleichen Ai´s gibt es heute auch noch, nur ich begegne ihnen heute anders. Wenn heute eine entsprechende Situation aufkommt, dann schmimpfe ich hinter meinem Lenkrad scheinbar genauso wie früher, aber im selben Augenblick muß ich innerlich schon über mich selbst lachen. Wie ist das möglich? Man muß sich, wie Billy das schon beschrieb, in einer neutralen Situation mit so einer Verkehrssituation oder eben anderen Situationen, im sog. Ruhezustand, gedanklich auseinandersetzen und vernünftig klären. Das führt dazu, daß man sich Schritt für Schritt in ähnlichen Situationen immer besser verhält und somit besser damit umgehen lernt. Voraussetzung ist die reale Einschätzung der entsprechenden Situtaion, also eine gesunde Portion Selbstkritik ohne der das alles nicht funktionieren würde, was immer das auch sein mag oder ist. Es funktioniert selten sofort, je nach Größe der Herausforderung. Man muß sich immer wieder an die eigene Leine nehmen und die brühmte Gedankenkontrolle aufnehmen. Nur dann gelangt man zu einer Neutralität die letztlich ein größeres Verständnis der Dinge zur Folge hat, was man auch Weisheit nennen kann. Grundsätzlich darf man sich selbst, aber auch andere oder das Leben nicht so tierisch ernst nehmen. Ein bißchen Lockerheit macht das Leben in weiten Teilen viel angenehmer, auch ausgeglichener und weniger verbissener. Es gibt einen sehr treffenden Ausspruch: Wenn Du die Dinge nicht ändern kannst dann mußt Du Dich zu den Dingen ändern. Mit anderen Worten: Diese Ai´s existieren nach wie vor, aber ich gehe heute anders damit um. Äußerlich wettere ich noch manchmal, aber nur deshalb, um meine Pflicht der Mitverantwortung, also auf etwas aufmerksam machen, anzunehmen, ohne daß mich das selbst noch aufwühlt oder erregt. Die Krönung meiner Bemühungen gipfelt oft schon darin, daß ich mir denke "na ja- er kanns halt nicht anders", lächle ihn an und mache eine verständisvolle Geste für eine harmonisches Miteinander. Das funktioniert am besten, wenn ich selbst ausgeschlafen, ausgeglichen und ohne Zeitdruck bin. Ich arbeite daran. Ich hoffe das hilft Dir oder vielleicht auch anderen Menschen. Salome, Herbert |
   
Achim_wolf Mitglied
Nummer des Beitrags: 120 Registriert: 04-2002
| Veröffentlicht am Donnerstag, 16. Dezember 2004 - 19:07 Uhr: |
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Grias di, Herbert, oider Bazi! Danke für Deine interessanten Ausführungen und persönlichen Erfahrungen zu diesem Thema. Wir haben wohl allzuoft die Neigung, uns selbst zu wichtig zu nehmen und uns über andere Menschen zu empören. Die "Deppen" sind eben immer die anderen - so glauben wir. Oft genug sind aber auch die anderen wir selbst ... Mehr Bescheidenheit und Miteinander-Denken und -Fühlen ist sicher der richtige Weg in eine bessere Richtung. Achim Wolf
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Andreab Mitglied
Nummer des Beitrags: 185 Registriert: 10-2002
| Veröffentlicht am Montag, 07. März 2005 - 14:33 Uhr: |
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Im FIGU Heft "Philosophie des Lebens - kurze Einführung in die Geisteslehre“ sowie in anderen FIGU Schriften und Kleinschriften wird gelehrt, dass ein Problem sowie ein Fehler sich aus einer Fülle anderer kleinerer Problemen und Fehler zusammensetzt, die erkannt werden müssen/sollten. Ähnlich verhält es sich mit den Emotionen, bei denen es gesagt wird, dass es notwendig ist, sie in ihren Bestandteilen zu zerlegen, damit diese als solche erkannt und behoben werden können. Und es ist auch von einem bewussten innerlichen und kontrollierten Akutwerden eines belastenden Problems oder einer Lebenssituation die Rede. (z.B. in „...und sei Frieden auf Erden...“) Deshalb möchte ich Euch diesbezüglich fragen, was genau und praktisch unter einer solchen Akutwerdung zu verstehen ist und wie sie konkret von statt gehen sollte, sowie auf welcher Art und Weise, d.h. durch welche bewusstseinmäßigen und psychischen Handlungn man ausbrechende oder schon ausgebrochene Emotionen zergliedern bzw. zerlegen soll. Das setzt , so scheint es mir, voraus, dass man imstande ist, Emotionen von Gefühlen oder irgendwelchen Gedanken zu unterscheiden. Das könnte gelingen, indem man realisiert, dass eine Emotion blitzartig infolge eines kurzfristigen Entstehungsprozesses aufkommt bzw. aufgekommen ist, der nicht direkt durch Gedanken hervorgerufen und ausgelöst wird/wurde. Doch es ist mir dabei nicht klar, wie man eigentlich dann eine als solche erkannte Emotion (oder auch Probleme) in all ihren Bestandeilen zerlegt, um sie beiseite zu schaffen. Das gilt auch für Fehler, die aus vielen anderen kleineren Nebenfehlern, usw. bestehen, wobei das normalerweise einem Menschen nicht bewusst ist, weshalb er in der Regel auch den gesamten Fehler nicht (oder nicht vollständig) zu beheben vermag, da er es eben nicht in all seinen Bestandteilen erkennen und zerlegen kann. Ich wäre euch für eine erklärende Antwort sehr dankbar Salome Andrea Andrea Bertuccioli
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Andreab Mitglied
Nummer des Beitrags: 186 Registriert: 10-2002
| Veröffentlicht am Donnerstag, 10. März 2005 - 15:27 Uhr: |
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Ich hoffe, dass mein Beitrag nicht untergetaucht ist. Andrea Bertuccioli
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Patric Moderator
Nummer des Beitrags: 199 Registriert: 01-2003
| Veröffentlicht am Dienstag, 15. März 2005 - 12:18 Uhr: |
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Lieber Andrea Dein Beitrag ist nicht vergessen gegangen. Entschuldige bitte, aber ich hatte bis gestern ziemlichen Stress und fand schlicht keine Zeit, etwas Gescheites in den Compi zu tippen... Bezüglich Deiner Frage muss ich mir auch noch zuerst eine gute Antwort ausdenken -- es wird aber sich nicht gerade ein Jahr dauern, bis Du von mir ein weiteres Lebenszeichen erhalten wirst:-) Gruss und Salome Patric Chenaux/FIGU
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Patric Moderator
Nummer des Beitrags: 201 Registriert: 01-2003
| Veröffentlicht am Freitag, 18. März 2005 - 11:55 Uhr: |
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Lieber Andrea Leider gibt es für die Behebung von Fehlern und Emotionen kein Patentrezept, da Fehler und Emotionen absolut individuell geartet sind und daher unterschiedlichste Ursachen aufweisen können, die erkannt werden müssen. Gerade Emotionen, deren Eigenschaften, bzw. Merkmale Du bereits schon beschrieben hast, können Ursprünge aufweisen, die sehr tief gelagert sind und daher nicht einfach so analysiert werden können. Emotionen werden zwar nicht direkt durch Gedanken ausgelöst, aber in der Regel über einen längeren Zeitraum untergründig via die Gedanken, die Lebenseinstellung, die Sichtweisen, unverarbeitete Erfahrungen oder Aengste usw. aufgebaut, die dann bei einer entsprechenden Situation ausgelöst und also Akut werden. Daher braucht es gerade bei Emotionen oftmals einen längeren Zeitraum, um durch Selbsterkenntnis, ehrliche Selbstbeobachtung- und betrachtung und durch eine vernünftige Persönlichkeitsentwicklung, die Ursachen der Emotionen, wie auch die der Fehler usw. erkennen und beheben zu können. Oftmals werden einem Menschen seine Fehler, seinen Unfrieden und seine Emotionen erst durch eine innere, und für die Umgebung unmerkliche, Akutwerdung bewusst, die durch eine -- für den entsprechenden Menschen -- schwierige Situation hervorgerufen wird und zum inneren Ausbruch gelangt. Solche Situationen treten immer dann auf, wenn sich der Mensch dem Leben stellt und durch dessen Konfrontation sich seiner Fehler, Schwächen und Emotionen bewusst wird und gewillt wird, diese folglich zu beheben. Menschen, die sich nicht dem Leben und nicht sich selbst stellen, kommen daher auch seltener in diese entsprechenden Situationen, die ihnen helfen könnten, in sich zu wachsen und zu reifen. Gruss und Salome Patric Chenaux/FIGU
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